Die vier Kommunikationskiller Ihres Teams und Ihrer Organisation

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Von Heinz-Günter Arnold

Warum scheitern viele Beziehungen, während andere florieren? Warum arbeiten manche Teams perfekt zusammen und andere dümpeln vor sich hin?

Der Psychologieprofessor und Buchautor Dr. John Gottman hat sich mehr als 25 Jahre mit der Frage „Was braucht es, damit Beziehungen funktionieren?“ befasst. Seine Erkenntnisse ermöglichen es ihm, mit sehr großer Genauigkeit vorauszusagen, ob eine Beziehung dauerhaft sein wird, oder nicht. Es kommt darauf an, wie Menschen verbal und nonverbal miteinander kommunizieren. Ist das Verhältnis von positiver zu negativer Kommunikation mindestens 5:1, haben Menschen größere Aussichten auf eine gute und dauerhafte Beziehung. Beispiele für positive Kommunikation sind: Interesse an einander zeigen, Fragen stellen, emphatisch und freundlich sein. Negative Beispiele sind: Zorn zum Ausdruck bringen, den Anderen bewusst verletzen, Kritik äußern oder sogar dem Anderen gegenüber feindlich zu sein.

Gottman hat auch gezeigt, dass Konflikte in einer Beziehung durchaus in Ordnung sind. Seinen Ärger konstruktiv zu äußern, reinigt die Luft und stellt das Gleichgewicht der Beziehung wieder her. Dies gilt jedoch nicht, wenn einer oder mehrere der „Vier Apokalyptischen Reiter“ (Vorwürfe, Verachtung, Abwehr und „Mauern“) in Erscheinung treten. Seine Forschung hat gezeigt, dass 80% der Beziehungen in Scheidung enden, wenn die vier „Reiter“ chronisch anwesend sind. Die Wahrscheinlichkeit steigt auf 90%, wenn Versuche das Gleichgewicht in der Beziehung wieder herzustellen regelmäßig abgelehnt werden.

Gottman hat sich zwar ursprünglich mit Paaren befasst, aber seine Erkenntnisse lassen sich problemlos auf Organisationen übertragen.

Vorwürfe:
Es macht einen großen Unterschied, ob man eine Beschwerde vorbringt oder Vorwürfe macht. Mit einer Beschwerde bringt man zum Ausdruck, mit welchem Verhalten man schwer umgehen kann. Ein Vorwurf aber geht weiter. Indem man die Persönlichkeit oder den Charakter des Anderen zur Diskussion stellt, macht man klar, dass das Problem ausschließlich beim Anderen liegt. Zum Beispiel: „Ich bin verärgert darüber, dass Du noch keinen Termin beim Arzt gemacht hast“, ist eine Beschwerde. Sagt man aber: „Ich kann nicht glauben, dass Du immer noch nicht beim Arzt angerufen hast. Du bist so unverantwortlich“ ist dies ein Vorwurf. Eine Möglichkeit einen Vorwurf zu erkennen liegt in der verwendeten Sprache, z.B. immer, niemals, warum bist Du so…, typisch für dich…, usw.

Verachtung:
Geht über Vorwürfe hinaus und beinhaltet offene Missachtung und absichtliche Beleidigung des Partners. Beispiele hierfür sind der Gebrauch von Schimpfwörtern, bösartigem Humor, sarkastischen Kommentaren oder das Parodieren des Partners. Beispiel: „Ich tue jeden Tag mein Bestes alles zu organisieren und am Laufen zu halten. Und alles was Du kannst, ist Dich auf dem Sofa zu lümmeln und nichts zu tun. Du bist so erbärmlich!“

Abwehr:
Es ist eine ziemlich natürliche Reaktion sich während eines Konflikts zu verteidigen. Doch obwohl es logisch ist, trägt Verteidigung nichts zur Qualität der Beziehung bei. Die abwehrende Haltung ist häufig das Ergebnis der Spannung, die wir fühlen. Anstatt zu versuchen den Anderen zu verstehen, verleugnet man die eigene Verantwortung, benutzt Ausreden, oder antwortet auf eine Beschwerde mit einer Gegenbeschwerde. Zum Beispiel wiederholt man sich ohne dem Anderen zu antworten, oder gebraucht Worte wie: „es ist nicht mein Fehler, dass…“, „…das ist nicht wahr…,“, … ja, aber…“ usw.

„Mauern“:
Anstatt auf das Problem oder den Konflikt zu reagieren, zieht man sich aus der Beziehung zurück, sei es körperlich oder geistig. Es erfolgt keine Reaktion auf das, was die andere Person sagt oder tut. Obwohl es durchaus sinnvoll sein kann, gelegentlich so zu reagieren, ist es für eine Beziehung zerstörerisch, wenn dies regelmäßig geschieht. Andere Formen dieses Verhaltens beinhalten: das Thema wechseln, wegschauen, weggehen, sich isolieren oder stumm bleiben.

Diese Erkenntnisse können auf Beziehungen im Arbeitsalltag übertragen werden. Wenn innerhalb eines Teams einer oder mehrere der „Reiter“ regelmäßig in Erscheinung treten, gibt es Arbeit zu tun. In Anwesenheit der „Reiter“ werden Konflikte nicht wirklich gelöst. Teams laufen nicht rund. Fehlendes Vertrauen verhindert effiziente Zusammenarbeit. Arbeitsergebnisse haben nicht die erforderliche Qualität. Was können Sie in dieser Situation tun? Zahlen Sie auf das emotionale Konto ein, indem Sie über gemeinsame Werte und Ziele reden, Vertrauen schaffen und Konflikte lösen.

Wie können Sie Ihre Organisation nach vorne bringen?
Nehmen Sie sich die Zeit, um über das Ausmaß zu reflektieren, in dem diese „Reiter“ in Ihrer Organisation, Ihrem Team oder Ihren beruflichen Beziehungen vorhanden sind. Seien Sie ehrlich über die Rolle, die Sie selbst dabei spielen. Wenn sich herausstellt, dass die “Killer“ regelmäßig anwesend sind, hören Sie auf damit bzw. sorgen Sie dafür, dass diese in Ihrer Organisation keinen Raum mehr bekommen. Entscheiden Sie, wie Sie Ihre Kollegen und Mitarbeiter dafür gewinnen können. Seien Sie bereit, in die Verbesserung Ihrer Beziehungen zu investieren. Geben Sie sich nicht mit dem Status quo zufrieden. Vermeiden Sie unbedingt, dass die Beziehungen früher oder später enden.